Die härteste Liga der Welt geht los
- norbertockenga
- 11. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Am Freitag beginnt die polnische Ekstraliga – und schon vor dem ersten Spieltag hat Jason Doyle für eine Kontroverse gesorgt.
Jason Doyle poltert rum wie einst der Sänger von „Grobschnitt“. Der Australier grollt vor dem Beginn der Ekstraliga, also der wichtigsten Speedwayliga der Welt: „Sollen sie doch das Geld nehmen und davon in Urlaub fahren.“
Denn Doyle hat nach langem Ringen einen Teil seiner Fahrergage für 2024 an seinen polnischen Verein Graudenz zurückgezahlt. Weil er aufgrund einer schweren Schulterverletzung, die er sich im ersten Saisondrittel in England zugezogen hatte, nicht mehr für den polnischen Erstligisten Grudziądz fahren konnte. Nützt ja nix, poltert der ehemalige Weltmeister weiter, „so steht es nun mal in unseren Verträgen. Wir wissen das, und wir können nichts dagegen machen.“
Dann beschimpft er noch ein bisschen jenen polnischen Journalisten, der sich in einer offenen Medienrunde aller WM-Teilnehmer erdreistet hat, ihm die naheliegende Frage zu stellen, und trampelt verbal auf dessen vermeintlicher Ahnungslosigkeit des großen Ganzen herum.
Der seltsame Auftritt zeigt, wie hoch der Druck ist, dem die Fahrer in der polnischen Speedwaylandschaft ausgesetzt sind.

Doyle zog seine Konsequenzen: Er ist einer von auffällig vielen WM-Fahrern, die in diesem Jahr in Polen den Verein gewechselt haben. Der Wiedergesehene vom anderen Ende der Welt tritt 2025 in Tschenstochau an. Częstochowa seinerseits kämpft dieses Jahr wieder gegen den Abstieg. Der Verein hat nicht nur seinen Mannschaftsführer Leon Madsen nach Grünberg, also Zielona Góra in Schlesien, verloren – sondern auch dessen dänischen Landsmann Mikkel Michelsen. Der ist zu Apator Toruń gegangen – einem Anwärter auf den Playoffeinzug.
Denn Michelsen Teamkollegen bei Thorn an der Weichsel sind Robert Lambert, Patryk Dudek und Emil Saifutdinow.
Am Freitagabend trifft Tschenstochau im heimischen Stadion ausgerechnet auf Graudenz. Dort haben sich Michael Jepsen Jensen und Doyles Landsmann Max Fricke in den Vorbereitungsrennen in prima Verfassung gezeigt. Auch die Juniorenpositionen scheinen stärker besetzt als bei Częstochowa.
Dann sollen sie halt mein Geld nehmen und davon in Urlaub fahren –Jason Doyle
Als großer Favorit geht erneut Motor Lublin an den Start. Mit vier Grand Prix-Fahrern – Bartosz Zmarzlik, Freddie Lindgren, Jack Holder und Dominik Kubera – sowie dem U21-Weltmeister Wiktor Przyjemski scheinen die Titelverteidiger uneinholbar, sofern das Quintett verletzungsfrei durch die Saison kommt. Der ärgste Verfolger kommt aus Niederschlesien: Sparta Breslau hat den frischgebackenen Australischen Meister Brady Kurtz anstelle von Tai Woffinden verpflichtet und sich damit deutlich verstärkt. Kurtz stößt zum zweiten Grand Prix-Fahrer Dan Bewley, Artjom Laguta und Maciej Janowski komplettieren das Seniorenquartett.
Die Besetzungsliste lässt erahnen, dass es im Kampf um Platz 2 hinter Lublin auf die Junioren ankommt – aber auch auf den vierten Mann im Topaufgebot. Dort Toruń homogener besetzt. Denn der Breslauer Laguta ist ein ausgemachter Heimfahrer, der auswärts immer wieder seine Schwächen hat – und auf fremden Bahnen für weniger Punkte gut ist als etwa Landsmann Dudek und Saifutdinow aus dem Heatleadertrio.
Die Begegnungen des ersten Spieltags
Grünberg – Lublin, Freitag, 18 Uhr
Tschenstochau – Graudenz, Freitag, 20:30 Uhr
Rybnik – Landsberg, Sonntag, 17 Uhr
Thorn – Breslau, Sonntag, 19:30 Uhr
Die Verpflichtung von Jan Kvech auf einem der beiden U24-Plätze lässt Thorn im direkten Vergleich ebenfalls stärker wirken als Breslau. In deren U24-Reihen gehört der Deutsche Patrik Hyjek zum Fahrerpool, hat aber kaum Chancen auf Einsätze im Oberhaus.
Neu für 2025: das Format der Playoffs. Da ziehen nicht mehr die ersten 6 der Vorrunde ein. Statt drei gibt es nun nur zwei. Sowohl die erste als auch die zweite Liga, in der in Kai Huckenbeck und Norick Blödorn zwei Deutsche zu den Stammaufgeboten ihrer Vereine gehören, werden nach der Vorrunde in zwei Gruppen à vier Klubs aufgeteilt, die dann im K.O.-System in Halbfinals um den Einzug in die Endläufe kämpfen.
Dabei der Tabellenführer nach der Vorrunde sich seinen Gegner im Playoffhalbfinale aussuchen. Genau wie der Punktbeste derjenigen, die in die sogenannte Playdownrunde gehen, also gegen den Abstieg ringen. Bis dato ist der Klassenverbleib ausschließlich über die Vorrundenpunkte und nicht in einem K.O.-System entschieden worden.
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