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Kleinvieh macht den Mist

Eine Anhäufung von technischen Kleinigkeiten verhindert, dass Deutschland beim Länderkampf in Pocking den Dänen dauerhaft gefährlich werden kann.


Das Resultat liest sich deutlicher als es ist. Dänemark gewinnt den Länderkampf von Pocking mit sieben Punkten Vorsprung vor Deutschland. Schweden und Tschechien liegen noch weitere 10 respektive 17 Zähler zurück. Und der junge Däne Villads Nagel ist in 14 Punkten auch Bester bei der Einzelausbeute.


Doch wer tiefer in die Statistiken eintaucht, sieht: Deutschland war im Rottalstadion nicht so unterlegen wie's scheint. Martin Smolinski hat in Lauf 4 den schnellsten Heat des Tages gefahren, Lokalmatador Valentin Grobauer in 12 Punkten Rang 2 in der Einzelwertung aller Fahrer erzielt – vor den punktgleichen Smolinski und Nicolai Heiselberg aus Dänemark.


Ich habe auf dem aggressiv abgestimmten Motorrad zu viel arbeiten müssen. – Martin Smolinski

Letztlich waren es vier Petitessen, die Deutschland ins Hintertreffen gebracht haben. Junior Patrick Hyjek hatte den ganzen Tag Schwierigkeiten mit einer ziehenden Kupplung, die ihn immer wieder ins Band locken wollte. Sandro Wassermann beklagte auf seinem Einsatz mit SM Pro-Schlauchlos-Felgen Zahnausfall der Reifen. Eigentlich hätte er die Saison mit einer anderen Ausrüstung starten wollen. Aber „ich warte noch auf die Kineo-Felgen, die ich letztes Jahr bestellt habe“, erläutert Wassermann. „Die haben lange Lieferzeiten.“ –„Wir haben beide Fahrer zusammen mit dem deutschen Teammanager Sascha Dörner sehr unterstützt“, berichtet Smolinski aus dem Fahrerlager. „Sandro hat die Zündung von sehr hoch auf recht niedrig zurückgestellt. Danach konnte er dann von weiß einen Laufsieg einfahren und sind gegen die Dänen in Führung gegangen.“


Smolinski begann mit einem zu schwachen Motor, wechselte dann auf einen mit deutlich höherer Verdichtung und gewann gegen Niklas Holm Jakobsen, das Nesthäkchen im dänischen Quintett. „Ich habe nach dem ersten Lauf magerer bedüst, weil das Motorrad mir zu träge war. Meine Leistung kam erst zu spät: Ich bin sehr schnell ins Eck reingefahren, aber ab dem Scheitelpunkt war ich nicht mehr zufrieden. Dazu habe ich noch ein bisschen mit der Zündanlage gespielt,“ schildert der 40-jährige Olchinger.



Martin Smolinski (rot) erlebte in Pocking einen ereignisreichen Ostersonntag – und mit dem deutschen Team eine Niederlage gegen die Dänen, die knapper ausfiel als auf den ersten Blick ersichtlich. Foto: MSC Pocking
Martin Smolinski (rot) erlebte in Pocking einen ereignisreichen Ostersonntag – und mit dem deutschen Team eine Niederlage gegen die Dänen, die knapper ausfiel als auf den ersten Blick ersichtlich. Foto: MSC Pocking


Gegen den punktbesten Nagel war Smolinski im direkten Duell dennoch chancenlos: „Den habe ich vier Runden lang gejagt. Ich war jedes Mal außen aus dem Strahl schon vorbei, aber er hat mir das Loch immer wieder zugemacht. Ich wollte einmal überschneiden, das hat überhaupt nicht funktioniert, da habe ich schlagartig 10 bis 15 Meter verloren.“ Auch ein Schlussspurt zum Strich fruchtete nicht mehr, die Dänen gingen wieder in Führung. Grobauer konterte gegen Heiselberg mit einem Laufsieg, verlor aber ebenfalls gegen Nagel.


Das Duell stand weiter Spitz auf Knopf, sodass Smolinski für seinen vierten Lauf gegen Heiselberg das Material noch mal nachschärfte: „Da fuhr ich mit 30 Grad Zündung – und habe damit auch den schnellsten Schnitt des Tages gefahren. Aber ich habe wirklich arbeiten müssen auf dem Motorrad. Ich brauche wegen meiner Hüfte eigentlich ein Motorrad, das mich unterstützt. Mit der aggressiven Abstimmung habe ich zu viel arbeiten müssen – und hatte in der vierten Runde ein leichtes Armpump in meiner linken Hand. Das lag an Muskelverspannungen, weil ich nicht so oft auf dem Motorrad sitze, sondern mehr in der Werkstatt arbeiten muss.“


Trotz der Niederlagen blieb die Chancen auf den Mannschaftssieg bis zu Lauf 19 für die Deutschen intakt. Doch in seinem letzten Heat fiel Smolinski an aussichtsreicher Position fahrend aus: „Vorm Tagesfinale haben wir den Vergaser aus dem zweiten Motorrad in die erste Maschine eingebaut. Denn der erste Vergaser hat ganz leicht geblubbert.“ Ein Teil der Beschichtung vom Tank hatte sich gelöst und war in den Vergaser gesaugt worden. „Nach einem guten Start wollte ich noch mal nachgreifen, aber der Gasgriff hat durchgedreht. Der war nicht richtig befestigt – ein kleiner Mechanikerfehler. Das ist natürlich ärgerlich, aber solche Sachen können auch passieren. Da haben wir wertvolle Punkte liegen gelassen.“


Heiselberg gewann den Lauf, in dem Smolinski ausrollte; in Heat 20 machte Nagel mit einem weiteren Dreier den Deckel drauf, während Anton Karlsson – der einzige Schwede, der zweistellig punktete – auch noch vor Grobauer ins Ziel kam und so die Niederlage deutlicher wirken ließ als sie war.


 
 
 

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