Ist Lebedews eine Katastrophe?
- norbertockenga
- vor 7 Stunden
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In der polnischen Ekstraliga wird der Ton am Tabellenende bedenklich rauer.
Wenn sich schon die Politiker einmischen, verheißt das meist nichts Gutes. In der polnischen Extraliga hat Władysław Komarnicki das Wort ergriffen. Der ist nicht nur Senatsabgeordner der polnischen Regierung für den Wahl- und Verwaltungsbezirk Grünberg in Schlesien – sondern auch Ehrenpräsident von Stal Landsberg.
Landsberg ist nach den wirtschaftlichen Turbulenzen des Winters schwer in Schieflage – und droht nun auch sportlich zu kentern. Die Mannschaft muss ohne einen Fahrer auf der U24-Position auskommen. An ihre Stelle treten Oskar Paluch und Hubert Jabłoński. Angesichts der schwachen Leistung auch von Osar Fajfer wird es für das Team aus der Woiwodschaft Lebus kaum möglich, den Klassenerhalt zu schaffen.

Zumal bereits vor dem vergangenen Spieltag die Begegnung bei Aufsteiger Rybnik verlorenging – und Kormanicki dort schon schwer ins Grollen kam. Faifer und Andrejs Lebedew zogen sich den Zorn des Politikers zu: „Sie fuhren beide auf Nullniveau. Das Spiel wurde von Lebedews, der in der Vergangenheit die Farben von Rybnik getragen hat, völlig ruiniert. Dieser Junge ist für mich eine Katastrophe. Es ist eine Tragödie, auf der Strecke seines ehemaligen Teams so schlecht zu fahren. Fünf Punkte sind eine Schande. Übrigens ist Fajfer auch für mich eine Tragödie. Warum ist er überhaupt nach Rybnik gekommen?“
Nach der Auswärtsniederlage von Landsberg in Tschenstochau am vergangenen Wochenende legte Kormanicki nach. „Wenn solche Nuller die Norm für ihn bleiben“, stellt er Faifer an den Pranger, „dann sollte er die Hände heben und um Hilfe bitten. Denn von sich aus findet er offenbar nicht aus der Misere raus.“ Zudem riet er dem Vorstand von Stal Landsberg dringend zur Verpfichtung eines neuen Seniorfahrers aus Polen, notfalls auch aus der Zweiten Liga.
All’ diese Aussagen des Politikers fielen in zwei Gesprächen mit der polnischen Website Sportowefakty.
Zahlen, bitte
Grünberg – Graudenz 39:51
Tschenstochau – Landsberg 54:36
Breslau – Lublin 43:47
1. Lublin 6
2. Graudenz 6
3. Thorn 3
4. Breslau 2
5. Tschenstochau 2
6. Rybnik 2
7. Landsberg 1
8. Grünberg 0
Und sie reflektieren den Druck, unter dem die Ligaschaffenden in Polen stehen. Zwar hat sich Lebedew mit 9+1 Punkten bei der Auswärtsniederlage wieder aus dem verbalen Bannstrahl des zornigen Abgeordneten gefahren. Auch Martin Vaculik in 10 und Anders Thomsen in 9 Punkten schrieben achtbare Punkte. Vor allem Thomsen beeindruckte mit starken Fahrten und einem stählernen Nervenkostüm, als er in Lauf 5 als taktische Reserve reingebracht wurde – und mit einem neuen Speedrekord von 121 km/h in Lauf 10 gegen Landsmann Mads Hansen und Kacper Woryna. Doch weil Jabłoński, Fajfer und Oskar Chatlas, der gar nicht zum Einsatz kam, zusammen nur zwei Punkte beisteuerten, ging Landsberg in Schlesien beim neuen Verein von Jason Doyle sang- und klanglos ein.
Fans können viele Fehler verzeihen, aber nicht im Derby. – Władysław Komarnicki
Dabei spielte Doyle sogar nur eine Nebenrolle, Piotr Pawlicki und Woryna präsentierten sich bedeutend stärker als der Australier.
Im Spitzenspiel des Wochenendes setzte sich Motor Lublin auswärts in Breslau durch. Obwohl die Titelverteidiger gleich zu Beginn eine Startbandberührung von Dominik Kubera verkraften mussten. Seine Vertretung Wiktor Przylemski holte drei Punkte. Und schon bei dieser ersten Niederlage zeigte sich, dass Artjom Laguta für die Gastgeber in der niederschlesischen Hauptstadt einen schlechten Tag erwischte.
Als auch noch Bartłomiej Kowalski und Maciej Janowski enttäuschte, schien die Heimniederlage besiegelt. Und in Lauf 7 verhakte sich Jack Holder mit dem Breslauer Juniorfahrer Jakob Krawczyk. Der 21-Jährige erlitt dabei einen Schien- und Wadenbeinbruch rechts, der am Montagmorgen in Breslau operiert wurde.
Einzig Brady Kurtz stemmte sich mit nachhaltiger Macht gegen die Niederlage. Bei den Gästen ließ Mateus Cierniak in einem spektakulären Sturz nach einem missglückten Angriff auf den Australier Punkte liegen. Bartosz Zmarzlik verlor gleich zwei Mal gegen Kurtz. Auch Freddie Lindgren fand nur zäh in die Partie. So schmolz ein Sechspunktevorsprung zwischendurch mal auf vier Zähler zusammen. Dan Bewley und Janowski ließen sich dann aber nach anfänglicher Führung die Butter von Kubera und Jack Holder gar sehr leicht vom Brot nehmen, sodass die beiden Grand Prix-Gästefahrer die Vorentscheidung für Lublin herbeiführten.
In der dritten und letzten Partie vom Wochenende beeindruckte Michael Jepsen Jensen für Graudenz erneut. Der Däne holte beim Auswärtsmatch in Grünberg 13 Punkte – und damit um fünf mehr als Max Fricke. Auch Jaimon Lidsey punktete bei den Gästen höher als Fricke. Insgesamt verlief die Partie einseitig, am Ende stand's 39:51 für die Gäste aus Graudenz.
Grünberg bleibt damit weiterhin in der Krise. Genau wie Landsberg. Die beiden Kellerkinder treffen am Sonntag aufeinander, dann reist Grünberg in die Stadt an der Warthe. Was gleich wieder Komaricki auf der Website Sportowefakty auf den Plan rief: „Wenn wir gegen Leute wie Grünberg verlieren, wäre das eine Tragödie. Fans können viele Fehler verzeihen, aber nicht im Derby.“
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