Der Spion, der in die Kälte kam
- norbertockenga
- 5. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Warum die Akteure der Eisspeedway-WM auch beim Rahmenrennen um den Roloef-Thijs-Pokal ganz besonders hingeschaut haben.

Heikki Huusko hockt in zivil vor seiner Maschine und wienert die Kupplung. Das Fahrerlager der WM-Teilnehmer ist am Freitagnachmittag weitgehend verwaist. Die meisten Eisspeedwayfahrer haben sich in ihre Hotels und Ferienhäuser zurückgezogen, während ein paar Meter weiter die Teilnehmer des Roloef-Thijs-Pokals sich schon auf ihr Rennen am Freitagabend vorbereiten.
Doch Huusko denkt schon einen Schritt weiter. „Ich muss noch ein bisschen an der Kupplung rumtüdeln und so dies und das erledigen – lauter Kleinigkeiten“, verrät der 28-jährige WM-Zweite. „Aber vor allem möchte ich mir das Rennen am Abend angucken. Denn da kann man von außen sehr genau abschätzen, wie die Bahn sich im Laufe eines Rennens entwickelt – und entsprechend etwas für unser Rennen am Samstagabend lernen.“
Dabei zieht mit hochkonzentrierter Miene die Schrauben seiner Kupplung fest.
Ich kann nicht einfach nur rumsitzen und Rennen gucken. Nach spätestens zwei Läufen juckt's mich im Hintern, und ich muss irgendwas machen. – Martin Haarahiltunen
Auch Tabellenführer Martin Haarahiltunen taucht wieder auf. Er ist im Hotel beim zweiten Freien Training der Formel 1 in Japan eingenickt, durch das Getöse des Unfalls von Jack Doohan wieder aufgewacht – und danach zur Thialf-Eishalle zurückgekehrt. Der Schwede aus Örnsköldsvik flachst ein bisschen mit Huusko darüber, dass sie beide verschusselt hätten, nach den ersten beiden Großen Preisen in Inzell ihr Preisgeld im Rennbüro abzuholen – Kumpel Niclas Svensson hat den Betrag für Haarahiltunen abgeholt und in Örnsköldsvik bei einer Geburtstagsfeier eines Exfahrers überbracht – und räumt ein, dass auch er zwecks Bahnbeobachtung beim Thijs-Pokal dabei sein wolle.
Aber nicht nur. „Ich bin nicht der Typ, der einfach nur dasitzen und sich Rennen anschauen kann“, gesteht Haarahiltunen. „Nach spätestens zwei Läufen juckt’s mich im Hintern; ich muss immer irgendwas zu tun haben, wenn ich an der Bahn bin.“
Deswegen hilft er dem Norweger Joe Saetre bei dessen Rennen im Thijs-Pokal. „Der hat mich auch immer unterstützt, wenn mal was anlag. Da ist es nur recht und billig, wenn ich ihm jetzt auch helfe.“ So ist der ganze Mechanikertrupp des Weltmeisters in der Box von Saetre zugange.
Im Laufe des Nachmittags trudeln immer mehr WM-Teilnehmer ein: Max Niedermaier, sein Mechaniker Michael „Meiki“ Schwimmer, Niclas Svensson – alle beobachten mit wachen Blicken, wie das Eis sich entwickelt. Und dass es im Vergleich zu den Trainings während der Rennen um den Roloef-Thijs-Pokal deutlich weniger großflächig bricht. „Das sieht deutlich besser aus als in den Trainings“, urteilt etwa Schwimmer.
Luca Bauer ist noch aus einem anderen Grund im Fahrerlager. Melvin Björklin, der Überraschungsnovize im Thijs-Pokal, fährt ein Gebrauchtmotorrad des Bayern. „Da gehört es sich“, sagt der Bayer, „dass man ihm auch ein bisschen hilft.“ Weswegen Vater und Sohn Günther und Luca Bauer den ganzen Abend in der Box von Björklin verbringen.
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