Droht Reifennot im Eisspeedway?
- norbertockenga
- 3. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Nach Änderungen in der Produktionspolitik eines Zulieferers schrumpft der Vorrat an Hinterreifen dramatisch.

Die Infrastruktur in der Eisspeedwayszene wird dünn. Weil der Sport nur in Schweden, Finnland, Österreich und Bayern sowie Teilen der Niederlande ausgetragen wird, ist die Anzahl der Sportler begrenzt – und damit auch die Menge der Kunden für Teile und Zubehör.
Auf dem Reifenmarkt macht sich das bereits bemerkbar: Die tschechische Firma Mitas hat die Produktion von Eisspeedwayreifen eingestellt. Dabei hatten die Osteuropäer bislang de facto ein Monopol auf die Hinterreifen, vorn haben die Fahrer dagegen die Wahl zwischen Mitas- und Mefo-Pneus. Die Kombination aus „hinten Mitas, vorne Mefo“ ist die am meisten gespielte Karte im Fahrerlager.
Sonst fahren die bald auf der Felge. – Joachim Liebl
Seit die Russen in der WM aus politischen Gründen nicht mehr mitfahren dürfen und die Wirtschaftssanktionen gegen das Land greifen, ist der große Exportmarkt für Eisspeedwayteile zusammengebrochen. Nur über Grauexporte via Finnland gibt es noch einen kleinen Teilemarkt, von dem offiziell keiner was wissen darf.
Die Russen hat sich schon vorher einen Vorrat von Barum P5A-Reifen gesichert – den besten, die es fürs Eis seit Jahren gegeben hat. Von denen zehren sie in ihrer eigenen Profiliga, in der vor vollem Haus und mit professionell weiterentwickelten Maschinen in zwangsweiser Abgeschiedenheit vom Westen weiter florierend gefahren wird. Einen Restbestand von 150 Mitas-Reifen hat sich der tschechische Exfahrer und Fahrgestellbauer Antonin Klatovsky gekauft, damit kann er auf absehbare Zeit als Monopolist Umsatz scheffeln.
Doch wenn der Vorrat von Klabo zur Neige geht, droht ein Vakuum. Mitas hat die Formen für Eisreifen schon aufgegeben. Mefo, ein Spezialist für Crossreifen und Moussesysteme etwa für die Rallye Dakar, hat bereits Interesse angemeldet, als Produzent die Bresche zu springen. „Sonst fahren die bald auf der Felge“, sagt Mefo-Chef Joachim Liebl.
Eigentlich hätte Liebl sich in Inzell im Fahrerlager umschauen wollen, hat sein Haus doch eh' schon lange Kunden auf Eis. Doch die Veranstalter aus dem Chiemgau verweigerten ihm eine Industriekarte. Nun kommt er stattdessen zu den Endläufen nach Heerenveen am Wochenende.
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