Lokalmatador gewinnt Thijs-Pokal
- norbertockenga
- 4. Apr.
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Der Roloef-Thijs-Pokal am Freitag vorm Finale der Eisspeedway-WM in Heerenveen entwickelte sich zu einer dramatischen Angelegenheit – mit einem viel umjubelten Sieger in Oranje.
Es ist kurz vor 22 Uhr am Freitagabend, und vom nahen Abe-Lenstra-Stadion schwappen Jubelchoräle bis in den Vorstartbereich in der Thialf-Eishalle. Der SC Heerenveen hat in der Fußball-Eredivisie gerade Willem II Tilburg mit 3:1 vom Platz gefegt.
Eine knappe Minute später erzittert auch der Eistempel in Südfriesland in einem Jubelmeer. Im Wiederholungslauf des Roloef-Thijs-Pokals, dem international offenen Rahmenrennen vor dem WM-Finale, hat ebenfalls ein Lokalmatador gewonnen – und ein absoluter Publikumsliebling noch dazu.

Dabei hat Sebastian Reitsma, der gerade mal 18-jährige Shootingstar der Oranje-Eisspeedwayszene aus dem nahen Leeuwarden, einen dramatischen Abend erlebt. Im
Gespräch mit Christian Platzer, dem Chef von Inn-Isar-Racing, hatte Reitsma vorab wissen lassen: Der Thijs-Pokal sei für ihn das große Ding; wichtiger als die WM-Rennen an den beiden Folgetagen. Denn da könne er nichts mehr erreichen. Der Preis, der den Namen des größten niederländischen Eisfahrers der bisherigen Geschichte trägt, sei für ihn dagegen eine wertvolle Prestigesache.
Was in Platzer das Gefühl nährte: Der Roloef-Thijs-Pokal könne ein ziemliches Gemetzel werden.

Der Bayer sollte recht behalten. Jasper Iwema, neben Reitsma der zweite Lokalmatador und Favorit, stürzte gleich im ersten Lauf, meilenweit in Führung liegend, wegen eines Reifenschadens. Der ehemalige Rundstreckenfahrer zog sich dabei eine Schnittwunde unterhalb eines Auges zu, die mit einem Klammerpflaster versorgt werden musste. Iwema trat nicht wieder an.
In den ersten Vorläufen blieb Joe Saetre ungeschlagen. Und das, obwohl der Norweger tags zuvor bei einem Trainingssturz noch meterhoch durch die Luft geflogen und reichlich hart auf dem verlängerten Rücken gelandet war. Mit der Folge, dass er sich nachts im Bett kaum umdrehen konnte. Doch auf der Maschine biss der füllige Nordmann sich zu drei Laufsiegen in Folge durch. Dann stürzte er erneut.
Parallel zu Saetre gewannen auch Reitsma und Melwin Björklin ihre ersten Heats. Dabei fuhr der Schwede in Heerenveen erst sein allererstes Eisrennen überhaupt. Reitsma stürzte dann in seinem letzten Vorlauf, kam aber wegen seiner Bilanz der Vorläufe dennoch ins Finale.

Dort traf er auf Björklin, Saetre und den schwedisch-niederländischen Doppelbürger Leon Cramer. Der erste Anlauf des Finales musste nach einem Sturz von Björklin, der auf einem Gebrauchtmotorrad von Luca Bauer fährt, abgebrochen werden. Im Re-Run übernahm Saetre vom Band weg die Führung. Reitsma rang ihn im Verlauf der ersten Runde nieder – und fand sein Heil in der Flucht. Saetre konnte knapp noch Rang 2 vor Cramer retten.
Sowohl Reitsma als auch Iwema sind Sonnabend und Sonntag im Hauptfeld der WM dabei. Cramer ist dort erste Bahnreserve. Deswegen durften alle drei auch nicht am WM-Training am Freitagmorgen teilnehmen – um den Erfahrungsvorsprung, den sie durch den Thijs-Pokal erlangen, nicht noch multiplizieren, aber auch, damit sie lediglich auf Augenhöhe mit den Gegnern im Nachwuchs- und Amateurfahrerrennen am Freitagabend antraten und nicht morgens noch mal ein Extratraining hatten einwerfen können.
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