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Blödorn glänzt am Chaostag


Vor und beim Heimspiel gegen Oxford bricht in Manchester das Chaos aus. Doch ausgerechnet der schmerzgeplagte Norick Blödorn wird zum Ruhepol für den amtierenden Britischen Meister.


Mark Lemon kratzt sich am Kopf. „Zwischendurch“, ächzt der Teamchef und Geschäftsführer von Belle Vue, „habe ich echt gedacht: ‚Was kommt denn noch alles?‘“ Denn vor dem Heimrennen seiner Aces gegen die Oxford Spikes am Montagabend klingelt vormittags alle Nase lang das Telefon. „Und da waren einige Anrufe dabei, nach denen ich mir echt die Haare gerauft habe.“


Zuerst verpasst Jaimon Lidsey auf der gemeinsamen Anreise mit seinen Eltern aus Polen den gebuchten Flug – die Australier stranden kurz vorm Flughafen im Stau. Dann bricht sich bei Norick Blödorn wieder der Schmerz seine Bahn – eine Langzeitfolge eines happigen Unfalls bei der knappen Auswärtsniederlage in Leicester. Dort war der Schleswig-Holsteiner mit dem Amerikaner Luke Becker aneinandergeraten und böse abgestiegen.



Norick Blödorn, hier in einem Videointerview mit bahndienst.com-Chef Norbert Ockenga vorm Grand Prix von Deutschland 2023, beißt sich in England trotz einer Verletzung durch. Foto: Norbert Ockenga
Norick Blödorn, hier in einem Videointerview mit bahndienst.com-Chef Norbert Ockenga vorm Grand Prix von Deutschland 2023, beißt sich in England trotz einer Verletzung durch. Foto: Norbert Ockenga


Zwar spricht sich Blödorn vor dem Heimrennen in einem Vereinsvideo auf dem X-Kanal von Belle Vue Mut zu: „Ich bin ja nach dem Sturz noch weitergefahren – und zwar besser als vorher. Und am Wochenende war ich in Polen auch schon wieder unterwegs – und habe auf der Maschine nichts gemerkt.“ Doch Lemon rückt vor der Oxford-Partie mit der Wahrheit raus: „Norick hat sich nicht sonderlich nach Rennfahren gefühlt.“


Und dann gewinnt Blödorn gleich in Lauf 1 den Start. Sein Teamkollege Brady Kurtz reiht sich hinter ihm ein, kauert sich sich ein und schirmt das Nordlicht effektiv ab. Blödorn setzt als Anführer zu einem 5:1 den Ton den Abends. Belle Vue lässt sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen.


Auch nicht, als die Turbulenzen des Vormittags während der Partie weitergehen: als Dan Bewley sich gleich in seinem ersten Lauf den Rücken verdreht und unter Schmerzen die Segel streichen muss. „Es gibt nicht viele Mannschaften, die einen Dan Bewley ebenbürtig ersetzen können“, befindet Kapitäten Kurtz. „Aber wir haben das geschafft. Jeder unserer Jungs musste das kleine Quäntchen Extra mobilisieren. Vor allem ‚Jaimo‘ hat richtig gebrannt – und auch Zach Cook hat ein paar Rennen gewonnen.“


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Zahlen, bitte


  • Manchester – Oxford 53:37

  • King's Lynn – Leicester 46:44


  • 1. Ipswich 7

  • 2. Manchester 7

  • 3. Sheffield 4

  • 4. Leicester 2

  • 5. King's Lynn 2

  • 6. Birmingham 0

  • 7. Oxford 0

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Cook findet im Laufe des Abends den Weg aus einem Abstimmungswirrwarr heraus, das ihn während der ersten Pokal- und Ligarennen im National Speedway Stadion an der Hyde Road begleitet hat. „Und wenn man auf dieser Bahn nur ein kleines Bisschen danebenliegt, dann liegt man gleich meilenweit hinten“, sagt der 25-jährige Australier. „Ich habe langsam rausgefunden, was ich ändern muss, und fühlte mich deutlich wohler.“


Lidsey sammelt 16 Punkte, sein australischer Landsmann Kurtz wühlt sich im letzten Heat von der vierten Stelle vor zum Sieg und sichert sich ein sogenanntes Paid Maximum, Blödorn ist in acht Zählern drittbester Scorer der Aces – während bei den Gästen aus Oxford kein einziger Fahrer netto zweistellige Punkte mit heimbringt. Erik Riss kommt gar nur auf 3+2. Auch Maciej Janowski bleibt in 4+2 blass.


Durch den Sieg schließt Belle Vue in der Tabelle punktmäßig zu Ipswich auf. Die Tabellenführer aus dem Wald von Foxhall haben Montag frei, müssen erst Donnerstag bei Leicester wieder ran.


Die Lions ihrerseits verlieren auf einer heiklen Bahn in King’s Lynn – obwohl das Leicester-Duo Max Fricke/Luke Becker den Abend mit zwei 5:1-Laufsiegen einläutet. Und obwohl Ben Cook nach einem Sturz in Lauf 10 wegen Verdachts auf Handgelenksbruch ins Krankenhaus kutschiert werden muss.


Ben Cook ist der um ein Jahr ältere Bruder von Belle Vue-Fahrer Zach Cook aus Cowra im australischen Bundesstaat Neusüdwales.


Ersatzfahrer Chris Harris wird dann für King’s Lynn in jedem der letzten fünf Heats ans Band gelassen und erzielt dabei 16+2 Punkte aus insgesamt sieben Läufe. Neben dem unwiderstehlichen Einwechseljoker ist der dänische Sympathieträger Nicolai Klindt Garant für den knappen Heimsieg: Klindt/Harris setzen sich im entscheidenden Lauf 15, dem letzten des Abends, gegen das Löwenduo durch und buchen so den ersten Saisonsieg für King’s Lynn auf das Konto des Teams von Rob Lyon, dem Exmechaniker von Jason Crump und Martin Smolinski.

 
 
 

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